Dechsendorf – Vergangenheit und Gegenwart
Die Hauptepoche der Besiedlung unseres Raumes liegt in der Zeit fränkischer Landnahme. Sicher ist, dass im 7. Jahrhundert von Forchheim aus die beiden Königshöfe Büchenbach und Herzogenaurach gegründet wurden, in deren Grenzgebiet der Ort lag.
Um das Jahr 700 entstand Großdechsendorf, zugleich mit zahlreichen anderen Ansiedlungen im Seebachgrund. Die Namensgebung ist nicht eindeutig geklärt. Meistens wird der Ort auf das „Dorf bei den Dähsen“ (= Tannen) zurückgeführt, vereinzelt auch auf „Degisindorf“ (Dorf des Degiso). Erstmals erwähnt wird der Name Dechsendorf 1069 in einer Schenkungsurkunde der Mark Büchenbach an das Bistum Bamberg. Kleindechsendorf ist darin mit vier Höfen aufgeführt.
Im Jahre 1678 erhielt Großdechsendorf eine im Original erhaltene Dorfordnung, die auf eine ältere Ordnung von 1612 zurückgeht. 1686 wird erstmals eine Gaststätte in Großdechsendorf bezeugt. Um 1720 entstand die Kapelle „Beatae Mariae Virginnes ad Nives“ – Maria Schnee – und auch die erste Schule. Die Bürger leisteten bei der Errichtung der Gebäude Frondienste.
1818 hatte Großdechsendorf 23 Häuser, Kleindechsendorf 5. 1928 gab es in Großdechsendorf 36 und in Kleindechsendorf 8 Häuser.
Eine große Rolle spielte in Dechsendorf seit uralter Zeit die Fischzucht. Die Gemeindeflur zählt etwa 700 Tagwerk Fischweiher. Auch der Meerrettichanbau wurde intensiv betrieben. Die alten Bauern hielten strenge Ordnung. Wer keinen Grundbesitz hatte, durfte weder Feder- noch Klauenvieh halten. Bereits im 19. Jahrhundert wurden die vorgeformt schon bestehenden bäuerlichen Gemeinschaften (Waldkorporation Grünau, Giesbeth-, Dornweiher- und Bischofsweihergenossenschaft) weiter ausgebaut und organisatorisch gefestigt.
Die reizvolle Lage des Großen Bischofsweihers zog mit Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten Sommerfrischler an. Dechsendorfs Bauern erkannten frühzeitig die Freizeitbewegung und gründeten 1930 die Badegenossenschaft. Mit dem Ausbau zum Badeweiher wurden an den Wochenenden Scharen von Erholungssuchenden aus dem industriellen Ballungsraum Nürnberg – Fürth – Erlangen angelockt.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges begann für den Ort eine rasante Entwicklung. Zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus dem Sudetenland und aus Schlesien fanden hier eine neue Heimat. Ein zweiter Entwicklungsschub Anfang der fünfziger Jahre bescherte dem Ort ein weiteres Ansteigen der Bevölkerungszahl. Angelockt durch die Industrieansiedlungen in der Nachbarstadt Erlangen wählten zugezogene Bürger das Dorf am Dechsendorfer Weiher als Wohnort. In den Jahren 1945 bis 1954 stieg die Bevölkerungszahl von 360 auf 925 Einwohner.
Um der raschen Aufwärtsentwicklung gerecht zu werden, mussten wesentliche Infrastrukturmaßnahmen ergriffen werden. So entstand 1954 ein neues Schulhaus am Dechsendorfer Platz. Bereits nach 14 Jahren war es wieder zu klein geworden und man baute 1968 ein modernes Schulgebäude mit Turnhalle am Weiher. Ebenfalls am Weiher entstand ein großzügiges Sportgelände, das dem 1946 gegründeten Sportverein vielfältige Möglichkeiten der sportlichen Betätigung erschließt.
An die Maria-Schnee-Kapelle aus dem 18. Jahrhundert wurde 1963 eine moderne Kirche angebaut. 1973 erfolgte die Erhebung zur eigenständigen katholischen Pfarrei „Unsere Liebe Frau“ und damit nach mehr als 400 Jahren die Loslösung von der Pfarrei Hannberg. In der Zwischenzeit hatten sich die Dechsendorfer auch ihren eigenen Friedhof angelegt und einen Kindergarten errichtet. Beide Einrichtungen wurden 1965 ihrer Bestimmung übergeben.
Im Rahmen der bayerischen Gebietsreform kam 1972 als Ergebnis einer Bürgerabstimmung der Anschluss der Gemeinde Großdechsendorf an die Stadt Erlangen. Der Ort hatte zu diesem Zeitpunkt 2.138 Einwohner. Unter der neuen Verwaltung wurden infrastrukturelle Versäumnisse nachgeholt, wie der Ausbau der Ortsstraßen, der Kanalisation und der Wasserversorgung sowie die Ausweisung von Bauland und die Verbesserung der Nahverkehrsanbindung. Durch einen stetigen Aufwärtstrend wuchs die Bevölkerungszahl bis zum Jahre 1980 auf 2.500 an. Mittlerweile hat Dechsendorf 3.700 Einwohner.
Zwischenzeitlich bestand zwischen 1969 und 1992 ein Schulverband mit Hannberg, der nach dem starken Anwachsen der Nachbarorte auf Betreiben des Hannberger Elternbeirates wieder aufgelöst wurde.
1992 erfolgte der Pfarrwechsel der evangelischen Kirchengemeinde von Möhrendorf nach Büchenbach. Die mit der Veränderung einhergehende Ernennung eines eigenen Pfarrers mit Halbtagsstelle beflügelte das Gemeindeleben bei den etwa 1.000 evangelischen Gläubigen. In der Folge schuf sich die Filialgemeinde ein Gemeindezentrum mit Kirchenraum, das 1997 geweiht wurde.
Nach Jahren starken Wachstums seit Ende des zweiten Weltkrieges liegen die Aufgaben in der Zukunft verstärkt in der Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen, wobei über das Naherholungsgebiet „Dechsendorfer Weiher“ auch die Bewahrung des positiven Image des Ortes in hohem Maße verknüpft ist. Seit Anfang der achtziger Jahre gab es zeitweise immer wieder Probleme mit der Wasserqualität durch starke Algenbildung. Dies führte dazu, dass vom Wasserwirtschaftsamt ein Sanierungskonzept zur Verbesserung der Wasserqualität erarbeitet wurde. Ab 1991 wurde dieses mit dem Bau von Absetz- und Pflanzenteichen, der großflächigen Weiherentschlammung (2002/2003) und dem Bau eines Umlaufgrabens (2015) schrittweise verwirklicht.
Mit dem 2003 erstmals veranstalteten Festival „Klassik am See“, das Zug um Zug um „Jazz am See“ und „Live am See“ erweitert wurde, hat das Weihergelände zudem ein Kulturimage bekommen, das weit in die Region positiv ausstrahlt. In einem Workshop mit der Dechsendorfer Bürgerschaft wurden 2018 Maßnahmen zur „zurückhaltenden Attraktivitätssteigerung“ des Naherholungsgebietes erarbeitet, deren Umsetzung mit der Errichtung eines Calistenics-Parks (Fitness-Parcours) 2020 begann.
Durch maßvolle Neuausweisungen von Bauland müssen Möglichkeiten geschaffen werden, den Folgegenerationen die Ansiedlung in Dechsendorf als ihrem Heimatort zu ermöglichen, ohne den Charakter des Ortes dadurch zu verändern.
Dechsendorf im 20./21. Jahrhundert
Um 1900 | Erste „Sommerfrischler“ am Weiher. |
1897 | Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. |
1901 | Anschaffung der ersten Saug-/Druck-Spritze für die Feuerwehr. |
1903 | Errichtung einer Posthilfsstelle. |
1910 | Elektrizität kommt ins Dorf. |
1913 | Gründung der Soldatenkameradschaft. |
1921 | Telefon kommt ins Dorf. |
20er Jahre | Nachweis eines Fahrradclubs. |
1924 | Gründung des Gesangvereins „Liederkranz“. |
1930 | Gründung der Badegenossenschaft. |
1945 | 15. April: Einmarsch der amerikanischen Besatzungstruppen. |
1946 | Gründung des Sportvereins. |
1946 | Gründung des CSU-Ortsverbandes |
1949 | Gründung der Sudetendeutschen Landsmannschaft. |
1951 | Sportplatzbau am Altkirchenweg. |
1953 | Gründung des SPD-Distrikts |
1954 | Gründung der Schlesischen Landsmannschaft. |
1954 | Bau des Schulhauses am Dechsendorfer Platz. |
1961 | Ausbau der Naturbadstraße als Kreisstraße mit Teerbelag. |
60er Jahre: | Bau der Abwasserkanalisation. |
1963 | Gründung des Wasserzweckverbandes „Seebachgruppe“ zur Trinkwasserversorgung. |
1963 | Bau der kath. Kirche. |
1965 | Bau des kath. Kindergartens. |
1965 | Anlegen des Friedhofes. |
1967 | Sportplatzbau am Weiher. |
1967 | Gründung des Heimat- und Verkehrsvereins. |
1968 | Bau des Schulhauses am Weiher. |
1969 | Sportheimbau |
1969 | Gründung des DLRG-Ortsverbandes. |
1969 | Gründung des Schulverbandes mit Hannberg; 1992 auf Antrag der Nachbargemeinden wieder aufgelöst. |
1972 | Eingemeindung des Ortes in die Stadt Erlangen als Ergebnis einer Bürgerabstimmung. |
Anschließend Ausbau der Ortsstraßen, der Kanalisation und weiterer zeitgemäßer Infrastruktur | |
1972 | Eröffnung der Apotheke. |
1973 | Eigenständigkeit der kath. Pfarrei „Unsere Liebe Frau“. |
1974 | Ausbau des Weihers zum Naherholungs-Modellprojekt. |
1991 | Bau von zusätzlichen Teichen im Einlaufbereiche des Weihers zur Verbesserung der Wasserqualität. |
1997 | Bau des evang. Gemeindezentrums „Christuskirche“. |
1999 | Anschluss an das städt. Gasnetz |
1999–2003 | Entwicklung der „Altkirchenweg/ Eichelberg“-Siedlung zur gezielten Ansiedlung junger Familien |
2002/03 | Großflächige Weiherentschlammung mit Entnahme von 140.000 cbm Weiherschlamm |
2004 | Einstellung der Teilhauptschule (5. und 6. Jahrgangsstufe) |
2006 | Gründung des FDP-Ortsverbandes |
2010 | Verlegung von Lichtleiterkabeln für schnelle Internetanbindung des Ortes |
2015 | Bau des Umlaufgrabens am Weiher |